Eine Ode an die Stille:

Auf dem Grundstück gegenüber tobt ein Halmvernichter,
Ein Gänseblümchenkiller, so ein Heckenscharfrichter!
Ein Motormäherwüterich, ein Zweitaktstecker,
Ein Gräserausbeuter, ein Pflanzenhenker!!!!!
Er wirft den Rasenmäher an und dann mäht er ratzfatz
Alles ratzekahl mit seinem Phallusersatz.

Wenn der Sommer kommt, hilft nur die Flucht ins Zimmer.
Irgendein Depp mäht irgendwo immer.
Ein Rasenfetischist muss weder trinken noch essen,
Hält nur kurz mal an, um die korrekte Grashöhe zu messen.
Wird es endlich Nacht, und es ist zappenduster,
Pustet er das Gras weg mit dem Graswegpuster,
Geht mit einer Lötlampe bewaffnet ums Haus,
Löscht jeder Pusteblume das Lebenslicht aus.
Beim ersten zarten Keim, beim ersten grünen Schimmer,
Irgendein Depp mäht irgendwo immer.
Wenn Feierabend ist, das ist nun mal so,
Mäht irgendein Depp auch immer irgendwo.

(Reinhard Mey)

3 Antworten auf „Eine Ode an die Stille:“

  1. Ganz genau… Irgendein Depp mäht immer irgendwo…
    Den Song kenne ich und er schwirrt mir jedes Mal bei Erklingen eines Räsenmähergeräusches bei herrlichstem Sonnenschein durch den Kopf…. denn irgendein Depp….
    Kurioserweise ändert sich das nicht mal, wenn man von der Stadt aufs Land zieht und nur von einigen wenigen Häusern umgeben ist.

  2. Das Lied traf mich neulich auch besonders. Hier lassen die Hausverwaltungen von Firmen mähen. Und gerade wenn ich mich mal gefreut habe, dass im Hinterhof eine große Wiese gewachsen ist, mit ganz vielen verschieden Blumen und Gräsern, einfach traumhaft, dann war’s das schon wieder, wird einfach wieder platt gemacht… Versteh ich nicht…

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